Sonntag, 31. August 2014

Cath Crowley: Lieder eines Sommers (Carlsen 2014)

1) Text-Inhalt: Die Geschichte spielt in Australien. Charly kann gut singen und Lieder komponieren und Songtexte schreiben, ist aber sehr schüchtern und wenig selbstbewusst, weil sie ohne Mutter aufwächst und der Vater kaum Zeit hat. Sie wohnt in Melbourne, verbringt aber alle Ferien auf dem Lande bei den Großeltern. Dort freundet sie sich mit den Dorfjugendlichen an und es entwickelt sich eine spannende Geschichte. Sie lernt sich selbst besser kennen und ihre Grenzen und Selbstvertrauen.

Einschätzung: Mir scheint, dass der Text von Henning Ahrens bestens übersetzt ist. Das Buch liest sich gut. Im Lauf der Seiten treten die schwierigen Lebensumstände zurück und bilden nur noch die Folie, auf der sich die Entwicklung Charlys abspielt. Es geht nicht mehr um die großen, sondern um die kleinen  Alltagsdinge, die das Leben einer sechzehnjährigen bestimmen und auch zur Hölle machen könne. Vertrauen, Missverständnisse, Gefühle des vorsichtigen Herantastens und der massiven Enttäuschung, Erwartungen und Umsetzen des eigenen Willens. Alles Themen, die gut Platz haben in dem Buch.

Was mir nicht so gut gefallen hat, ist der Einbezug von Musik und Texten. Vielleicht sind ja die Gruppen, Sänger und Musikstücke, um die es geht, anderen bekannt und sie können die englischsprachigen Ausdrücke entschlüsseln. Die Songtexte, obwohl sicher genau übersetzt, wären dann konsequent auch in englischer Sprache sicher besser passig gewesen – mit einer Übersetzung am Ende des Buches.

Aber das spricht beileibe nicht gegen das Buch. Es ist lesenswert, weil es auch die Rolle die Eltern sehr genau wiedergibt und die Personen sich in ihrem Verhalten alle entwickeln. Selbst den Zickenkrieg kann man mit Mut zu einem brauchbaren Miteinander umwandeln. Das ist eine gute Botschaft. (UP13)

2) „Lieder eines Sommers“ von Cath Crowley ist eine doppelte Liebesgeschichte von zwei Mädchen und ihre Beziehung zu einander.


Text-Inhalt: Rose ist das beliebteste Mädchen an der Dorfschule, sie hat einen Freund und liebt die Naturwissenschaften. Deshalb schlägt ihr eine Lehrerin vor sich für ein Stipendium in der Stadt zu bewerben. Sie weiß das ihre Eltern ihr das nie erlauben würden, deshalb häkt sie einen Plan aus, bei dem sie mit einem unbeliebten Mädchen, das jeden Sommer aus der Stadt kommt um die Ferien bei ihren Großeltern zu verbringen, an zu freunden.
Charlie hingegen singt sehr gerne aber nur allein, sie traut sich einfach nichts. Weiterhin bewundert sie Rose in gewisser Weise.
Tatsächlich freunden sich die beiden auch an und so bekommt Charlie auch einen festen Freund, während Rose sich mit ihrem außernander lebt, da ihr das Stipendium wichtiger ist. Zu viert stellen sie eine Menge Unfug an, bis heraus kommt das Rose das Stipendium hat und ihre Eltern ihr daraufhin Hausarrest geben.

Einschätzung: Ein interessantes Buch, dass die beiden Möglichkeiten Liebe und Karriere zusammen bringt und das schon für Teenager. (TH11)



Stichwörter: Australien, Stadt/Land, Freundschaft, Tod, Eltern, Chemie, Musik

Donnerstag, 28. August 2014

Karen Foxlee: Das Mitternachtskleid (Beltz 2014)

1) Als ich das Buch zugeklappt habe, musste ich erst mal durchatmen. Wow! Was für ein Buch! Sollte ich es kurz beschreiben, würde ich sagen: es ist eine Mischung aus einem Buch von Marquez, „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ und Frischs „Andorra“.

Der Leser wird nach Australien entführt und wird mit der Natur konfrontiert. Nicht einfach nur mit Naturbeschreibungen, sondern mit dem Leben, dem Wesen der Natur. Regenwald-Atmosphäre, Geräusche, Licht, und Schatten, Tiere, es huscht, raschelt, bewegt sich hier in einem fort, nie ist Stillstand. Wasser spielt eine große Rolle, Gefahr lauert überall. Die Natur ragt in das Leben der Menschen hinein, drängt sich in die Häuser – das gilt für das Haus der alten Schneiderin Edie und auch für das Leben der waghalsigen und risikoliebenden Hauptfigur Rose. Skurrile Personen, Handlungen und Begebenheiten werden beschrieben. Vor dem inneren Auge entfaltet sich ein bunter dichter fremdartiger Film, der einen nicht loslässt.

Im Mittelpunkt steht außer Rose noch deren Freundin Pearl. Zwei gegensätzlichere Mädchen kann man sich kaum vorstellen: die eine scheu, zurückgezogen, ernst, schmal, verletzt vom Leben, das es nicht gut mit ihr gemeint hat. Die andere lebensbejahend, naiv, neugierig, sprühend und bis obenhin angefüllt mit neuen Idee, die immer das Gute meinen. Sie werden mit einer lyrischen und detailreichen Sprache so oft beschrieben, dass man sie am Ende des Buches zeichnen könnte. Dabei ist die Handlung eigentlich unspektakulär: Es geht um einen Ball, zu dem sich die Mädchen Kleider beschaffen müssen. Rose näht ihr dunkles Kleid selbst, Pearl greift in einem bunten Laden in die Vollen. Die Kleider passen zu den Mädchen, auch die Art des Beschaffens passt perfekt. Es ist, als ob Rose aus den Trümmern ihres alten Lebens ein neues webt und Pearl nimmt gedankenlos das bunte Naheliegende. Und dann … nein, das sollte nicht verraten werden.

Gefährlich wirkt dies Buch von Anfang an, weil verschiedene Personen etwas Drohendes in sich bergen. Da ist einmal Roses Vater, schwer einzuschätzen, für sie und für den Leser auch. Wanderarbeiter, Alkoholaffin, künstlerisch begabt. Dann der junge Antiquar Paul, dessen Wirkung und Benehmen eine verstörende Wirkung hat. Es gibt auch zwei Jungs aus der Schule, wie Rose und Pearl 16 Jahre alt. Edie natürlich, die den Part der allwissenden Frau hat und daher von der gesamten dörflichen Gemeinschaft schief angeschaut wird. Und natürlich das Dorf selbst, dessen Gerüchte immer bei der Postfrau zusammenlaufen und sich in fest sitzenden Vorurteilen Bahn brechen– und die Gerüchte haben es in sich.

Geschrieben ist das Buch, indem immer drei Geschichten miteinander verwoben werden: Roses Geschichte verwebt sich mit Edies Biografie. Und kursiv gedruckt lernt man von hinten angefangen einen Kriminalbeamten kennen, Grass, der irgendeinen Mord aufklären will. Wie das dann alles zusammenpasst ist äußerst verwunderlich am Ende des Buches und hält die Spannung die ganze Zeit oben.

Ich bin froh, dies Buch gelesen zu haben und würde es aber wegen der doch hohen Anforderung an den Leser erst ab 14 Jahre empfehlen. (UP13)

2) Freundschaft, Liebe und Tod - „Das Mitternachtskleid“ von Karen Foxlee.

Text-Inhalt: Rose Lovell und ihr Vater kommen mit ihrem Wohnwagen in einen kleinen Ort an der Pazifikküste Australiens. Als sie an die Schule kommt ist ihr gleich klar, dass sie dort niemals dazu gehören wird, besonders als sie von dem Ball der Zuckerrohrernte erfährt. Doch sie trifft auch die naive Pearl Kelly die sich mit einem viel älteren Jungen trifft, versucht ihren Vater in Russland zu finden und sie sogar überredet sich ein Kleid für den Ball zu nähen.
Am Abend des Balls passiert etwas schreckliches: Ein Mädchen verschwindet.

Einschätzung: Ein wunderschönes Buch, das bis zur letzten Seite Spannung bietet. Auch wenn von Anfang an klar ist das ein Mädchen verschwinden wird, ist nicht zu erkennen, ob es sich um Rose oder um Pearl handelt. (TH11)

Stichworte: Australien, Mädchenfreundschaft, Verrat, Vertrauen, Vorurteile

Samstag, 16. August 2014

Benjamin Alire Sáenz: Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums (Thienemann 2014)

1) Ein ungewöhnliches Buch. Der Leser begleitet die Freundschaft zweier Jungen, die auf die Namen Aristoteles und Dante hören, über einen Zeitraum von drei Jahren. Sie erleben das, was vermutlich viele Jungen im Alter zwischen 14 und 17 erleben. Schule, Sport, Freunde, erste Partys, Mädchen usw. , erste Ferienjobs, Reisen – der eine verbringt auch ein Jahr in einer anderen Stadt. Da werden dann Briefe geschrieben.

Ungewöhnlich ist die Konstellation: Die Jungs leben in El Paso, sind mexikanischer Abstammung und kommen aus sogenannten „arrivierten“ Elternhäusern. Mit ihren Eltern verstehen sie sich ausnehmend gut, viele der Gespräche mit den Eltern sind witzig bis liebevoll, dabei wird aber nicht verschwiegen, dass es in den Familien durchaus heftige Probleme gibt. Aber man schließt die Eltern ebenso ins Herz wie die beiden Haupthelden. Die Themen, über die sich die beiden Jungen unterhalten, sind oft eher philosophisch, denn beide denken viel nach, weil sie irgendwie Außenseiter in der Schule sind.

Mir hat das Buch so gut gefallen, weil es witzig und einfühlsam geschrieben ist und weil sich die Jungen zutrauen, über ihren eigenen Schatten zu springen. Sie werden im Laufe der Zeit immer mutiger und so gelingt es ihnen auch, eine innere Freiheit zu gewinnen, die dann die Erkenntnis reifen lässt, dass sie nun wohl langsam Männer sind – ein Entwicklungsroman also. (UP13)

2) Benjamin Alire Sáenz’s Buch „Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums“ ist eine Geschichte über Freundschaft, aber auch über die Einsamkeit eines jeden einzelnen.


Text-Inhalt: Aristoteles hat keine Freund und kann auch nicht schwimmen. Er seiner Mutter allerdings versprochen im Schwimmbad nun schwimmen zu lernen, doch die Bademeister machen komische Witze über Mädchen, was Aristoteles verschreckt. Er weiß aber auch nicht an wen er sich sonst wenden soll. Da spricht ihn ein Junge von hinten an, Dante, der ihm schwimmen beibringt. Sie werden beste Freunde und unternehmen allerhand zusammen. Bis zu einem Unfall, bei dem Aristoteles Dante rettet und nachdem Dante nicht aufhört ihm zu danken. Jetzt freut sich Aristoteles fast als Dante umzieht auch wenn er jetzt wieder keine Freunde hat.

Einschätzung: Meiner Meinung nach ist eine Geschichte über allein sein und eine Freundschaft voll von Unterschieden nichts neues und es gab schon massenhaft Bücher mit diesem Thema. Allerdings ist dieses Buch auch nicht schlecht geschrieben. Ich empfehle es ab 12 Jahren. (TH10)
 

Stichwörter: Mexiko, Freundschaft, Jungen, Eltern, Gefängnis, Homosexualität, Schwimmen

Mittwoch, 13. August 2014

Jean-Claude van Rijckegem / Pat von Beirs: Galgenmädchen (Gerstenberg 2014)

1) Spannendes Historienbuch zum Schmökern. Thema: die Armen des ausgehenden Mittelalters um 1580 zur Zeit des Krieges zwischen Spanien ,den Niederlanden und England. Im Mittelpunkt steht Gitte, Tochter eines spanischen Soldaten und einer flämischen Mutter, die als Bardame ihre Tochter in ein calvinistisches Waisenhaus gibt. Sie genießt eine schmale Bildung bei den Protestanten, darf aber ihren katholischen Glauben behalten und den Glauben an ihren spanischen Vater, dessen Kamee sie trägt. Sie überstehen die Pest und etliche kriegerische Überfälle. Schließlich wird Gitte bei einemherumziehenden Apotheker in die Lehre gegeben. Dort ist sie ebenfalls nicht alleine, mit ihr ziehen fünf Menschen von Jahrmarkt zu Jahrmarkt und sie lernt viel mehr als nur Pillendrehen. Es folgen abenteuerliche Veränderungen in ihrem Leben, die sich teils märchenhaft, teils beängstigend realistisch lesen. Man ist gespannt, was am Ende mit ihr nun wird –

Die erste Hälfte des Buches hat mir sehr gut gefallen, alles ist langsam, detailliert und gleich wichtig erzählt. Aber dann nehmen die Abenteuer in einem Ausmaß zu, dass man kaum noch hinterher kommt. Ich denke, man hätte zwei Bücher aus diesem machen können – mich hat die Beschränkung auf die schnellen Szenenwechsel am Ende nicht mehr so angesprochen und mich eher an die „Hebammen“-romane u.ä. erinnert. (UP13)

2) In „Galgenmädchen“ von Jean-Claude van Rijckeghem und Pat van Beirs geht es um ein junges Mädchen des 16. Jahrhunderts, die nach ihrem Glück sucht.


Text-Inhalt: Gitte ist eine Waise. Sie wurde von ihrer Mutter, als sie fünf war, vor einem Waisenhaus ausgesetzt. Doch sie weiß wer ihr Vater ist, der Herzog von Almendraje, und hat sogar einen Beweis dafür, ein Schmuckstück, eine Muschel mit seinem Wappen. Aber die wenigsten Leute glauben ihr. Ihr wird ein Leben als Dienstmarkt, wie all den anderen Mädchen des Mädchenhauses vorhergesagt.
Mit Dreizehn wird sie verkauft, aber nicht an eine reiche Familie aus Antwerpen wie die anderen Mädchen, sondern an einen herumfahrenden Apotheker, der kaum genug Geld für den täglichen Gebrauch hat. So muss sie das stehlen lernen, um zu überleben. Doch sie wird gefasst und soll nun gehängt werden. Ihr wird jedoch eine andere Möglichkeit geboten, sie soll zu ihrem Vater ziehen und für die Niederlande spionieren. Natürlich ergreift sie die Gelegenheit, aber nichts ist sicher. Wird ihr Vater sie bei sich aufnehmen? Wird sie mit der Spionage durchkommen? Was passiert wenn jemand ihr Brandmal entdeckt?

Einschätzung: Ein spannender, historischer Roman, der dem Leser ganz nebenbei die wichtigen Ereignisse des 16. Jahrhunderts schildert. Mir hat das Buch gut gefallen, ich empfehle es daher jedem der historische Romane mag. (TH11)


Stichwörter: Mittelalter, Krieg Spanien Niederlande

Ellen Alpsten: Colours of Africa (Coppenrath 2014)

Ein typisches Lesefutter-Buch. Gut geeignet für die Ferien. Ava weiß nicht, was sie nach der Schule machen soll und geht nach Africa als Helferin in einem Projekt, wo unerwarteterweise der bestaussehendste  Typ ihr seine Liebe gesteht und sie zum Bleiben auffordert – wird sie es tun? (UP13)

Saskia Sarginson: Zertrennlich (script5 2014)

Ich habe dieses Buch nur angelesen. Nach 30 Seiten begann ich weiterzublättern, weil mir der Inhalt nicht entgegenkam. Ich konnte die Beweggründe und die Erzählung der Geschichte aus den verschiedenen Perspektiven nur schwer verfolgen. Ein verwirrendes Buch über das Leben von Zwillingen, sehr innerlich und für mich wenig nachvollziehbar. Es findet eine Auseinandersetzung mit der Kindheit statt – aber die Entwicklung der beiden jungen Frauen wirkte auf mich deprimierend. (UP13)

Lukas Erler: Brennendes Wasser ( Arena 2014)

Dieses auf Deutsch geschriebene Buch wird als Thriller verkauft. Das Setting lässt aufhorchen: Es geht um Fracking und die weltweiten Verflechtungen der Energiebranche. Im Mittelpunkt stehen hüben wie drüben Jugendliche, die zufällig ins Visier der politischen und kommerziellen Machtinteressen geraten.
Die Personen sind sympathisch gezeichnet, machen auch in gewisser Weise eine Entwicklung durch, aber dennoch empfand ich das Buch als relativ durchsichtig und sehr brav erzählt. Oftmals passen die Handlungen und Gedanken nicht zum Alter der Personen – und natürlich weiß man eigentlich von Anfang an, dass alles gut endet und sich in einem harmonischen menschlichen Miteinander auflöst. Was natürlich das Thema nicht weniger brisant macht und auch der Entwicklung der aufgezeigten Machtinteressen nicht im Wege stehen kann. Empfehlung ab 14. (UP13)

Stichwörter: Fracking, Umwelt

Alexander Hogh/ Jörg Mailliet: Tagebuch 14-18 (Tintentrinker Verlag 2014)

Der Untertitel der Graphic Novel ist: Vier Geschichten aus Deutschland und Frankreich. Die Idee des Buches, den Krieg aus vier verschiedenen Perspektiven zu beschrieben, finde ich gut. Auch die Geschichten sind spannend erzählt und durch die Zeichnungen gut zu verstehen. Wie auch bei anderen Graphic Novels liegt die Stolperstelle des Buches in den Texten. Oft fehlen logische Schritte oder die Übersetzung lässt den Leser stocken. Das ist schade, denn eigentlich ist es gut, das Thema in diesem Jahr aufzuarbeiten und auch bildlich darzustellen. Wegen der blutigen Kriegsszenen würde ich eine Empfehlung ab 14 Jahren aussprechen. (UP13)

Stichwörter: 1. Weltkrieg, Deutschland, Geschichte, Frankreich

Jennifer Gooch Hummer: Der Sommer, als Chad ging und Daisy kam (Carlsen 2014)

Das Thema Aids ist in den Jugendbüchern lange nicht aufgetaucht. Insofern ist es schon mal von Interesse, ein Buch zu diesem Thema zu lesen. Um es vorwegzunehmen, das Buch liest sich gut, es ist  spannend, hält die nötige Distanz zum Thema und ist doch auch sehr direkt.
Die Hauptheldin heißt Apron. Warum auch immer scheint sie in den 80ern in einer kleinen Stadt in Amerika zu leben, zumindest scheint es so. Es gibt offenbar noch keine Handys für alle und das Thema Aids ist zwar bekannt, wird aber gemieden im öffentlichen Bewusstsein. Die Leute sind kaum aufgeklärt über die Krankheit und selbstverständlich ist auch das damit zusammenhängende Thema Homosexualität ein Brennpunkt-Thema. Mir ist nicht deutlich geworden, warum das Geschehen zeitlich zurückverlegt wurde. Vielleicht, um es brisanter erscheinen zu lassen?
Der Anfang des Buches ist gelungen, der Leser will gleich weiterlesen und erfahren, was es mit diesem „Jesus“, der hier vorgestellt wird, nun auf sich hat. Eine super Idee, finde ich. Die eigentliche Geschichte erzählt dann die Entwicklung einer Freundschaft zwischen der 13jährigen Apron und einem Männerpaar, das einen Blumenladen betreibt. Der eine davon hat eben Aids. Die Geschichte wird feinsinnig mitreißend und gleichzeitig sachlich erzählt. So weit- so gut.
Die Entscheidung, andere Handlungsstränge parallel laufen zu lassen, scheint mir das Ganze dann aber etwas zu überfrachten. Dass die Mutter von Apron ein halbes Jahr zuvor an Krebs gestorben ist, mag noch hilfreich sein. Dadurch hat Apron keine Angst vor Krankheit und Tod. Das Schlimmste ist für sie bereits passiert. Warum sie aber sozusagen selbst  zum Mobbing-Opfer in ihrer Klasse werden muss, warum der Vater sie quasi nicht mehr beachtet, warum er eine brasilianische Krankenschwester heiraten muss, die sonst nicht in Amerika bleiben kann und die auch noch von ihm ein Kind erwartet, das sie nicht haben will und bereits im Mutterleib grün und blau schlägt und warum sie überhaupt abgrundtief hässlich zu Apron ist – das habe ich nicht einsehen können. Am Ende  kann noch alles wieder zurechtgebogen werden – aber das wirkt alles sehr konstruiert.
Trotzdem kann ich dies Buch aber unbedingt empfehlen. Ich denke ab 13 Jahre für Jungs und Mädchen. (UP13)

Martin Gülich: Der Zufall kann mich mal (Thienemann 2014)

1) Die Stärke dieses Buches ist, dass es eine ganz normale Geschichte erzählt. Keiner wird entführt, keiner stirbt an Krebs, keiner wird gemobbt, keine Eltern oder Geschwister sterben – es geht nur darum, wie ein 14jähriger seine besten beiden Freunde nicht verlässt und auf diese Weise einiges erlebt und entscheiden muss.

Tim ist 15. Er hat gute Freunde und mit seinen Eltern läuft es gut. Er ist nicht schlecht in der Schule und sogar Mädchen interessieren sich für ihn. Störend ist sein steifes Bein... das Buch ist geschrieben wie eine 1:1 abendliche Erzählung. Der Stil ist so wie ein 15jahriger redet. Sprechdenkstil. Der Leser erfährt, was Tim empfindet und denkt, über Schule, Lernen, Andere, dass er immer genau weiß, was er sagen will und es denn doch nie tut und was ganz anderes aus seinem Mund purzelt. Immer nett und unentschieden. Das fängt an, Tim zu nerven. Und er gewinnt schnell an Profil und Handlungsfreiheit. Am Ende kann er sich auf die Schulter klopfen. Er hat seine unverbindlichkeit verloren, aber etwas zum Guten gewendet. Darauf ist er stolz - auch wenn seine Freundschaften das nicht alles überleben. Ich glaube, dass das eine realistische Schilderung ist und Tim einer der stillen Helden ist. Das Buch ist gut aufgebaut. Keine toten Motive oder ähnliches. Eine runde Sache. Gut zu lesen. Ein Buch für Jungs ab 13. (UP13)

2) Text-Inthalt: In dem Buch geht es darum das der 14-Jährige Tim sich nichts mehr von seinem Schicksal gefallen lassen will. Erst ein blöder Unfall, der ihm ein steifes Bein als Andenken hinterlässt, dann verliebt sich sein bester Freund in dasselbe Mädchen und noch einige andere Sachen. Tim hat die Nase voll davon und beschließt auf eigene Faust zu handeln: sein Schicksal kann ihn mal!

Einschätzung: Ich hab die ersten paar Seiten gelesen aber es war wirklich langweilig und ich weiß nicht ganz, wie ich das Buch einschätzen soll. Der erste Satz oder besser gesagt die erste Überschrift lautet nämlich: „Warum ich Ahab heiße und warum Lesen eine gefährliche Sache ist“ Schon alleine diese Kapitelüberschrift und das folgende Kapitle haben mit gezeigt, dass dieses Buch keines falls für mich ist. Es war langweilig, zu viel Information und es ging einfach nicht vorwärts. Daumen runter! (AM9)

Heike Abidi: Marrakesh Nights (Coppenrath 2014)

Dies ist ein netter Ferienroman. Leonie ist die Tochter aus einer deutsch-marrokanischen Familie und muss sich in dem Gewirr der ersten Liebe zurechtfinden – und das auch noch fern des elterlichen Hauses – in Marokko. Sie hat eine wunderbare Freundin, mit der sie alles teilen kann, das ist meist ihre Rettung – auch als sich ihr Schwarm Daniel total daneben benimmt.
Ich hab e das Buch zuende gelesen, weil ich wissen wollte wie es ausgeht. Der Plot hat mir schon gefallen – gemischte Familie, Orientierungssuche in dem verwirrenden Angebot  verschiedener jugendlicher Typen – aber insgesamt hat mich die Geschichte doch nicht richtig erfasst. Der männliche „Held“ Daniel ist so erwartbar unsympathisch dargestellt und verhält sich dermaßen klischeehaft, dass man direkt Angst bekommen kann. Vor allem fand ich, dass die Freundin Maja so vernünftig ist, dass man das Gefühl bekommt, ein Handbuch zur Pubertät in den Fingern zu halten. Dennoch liest es sich gut und zeugt auch die spannende Welt der Familien, die sich zwischen zwei Kulturen bewegen. (UP13)

Stichwörter: Marrakesch, Marokko, Macho, Freundinnen, Eltern

Kathryn Erskine: Schwarzweiß hat viele Farben (Knesebeck 2014)

Zuerst dachte ich, dass dieses Buch wirklich sehr speziell ist. Amerika, sehr viele Anspielungen beziehen sich auf das Buch „Wer die Nachtigall stört“ und die Verfilmung mit demselben Titel, beides 1962 erschienen und heute kaum mehr bei uns bekannt. Die Hauptheldin ist Asperger Autistin. Mutter und Bruder sind gestorben, der Vater schwer depressiv. Freunde hat sie nicht, stattdessen wird sie hauptsächlich geschnitten und ausgegrenzt. Als ich dann noch erfuhr, dass der Bruder, nach dem sie sich so sehr sehnt, einem Amoklauf zum Opfer gefallen ist, dachte ich, dass diese Kombination ein bisschen too much ist für den naiven Leser.
Nachdem ich nun aber das Buch zuende gelesen habe, geht es mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich habe ein wenig über die Autorin recherchiert und denke, dass es gut ist, über beide Phänomene zu schreiben. Gerade die Kombination macht nämlich erst das Unwirkliche und Unfassbare der Situation deutlich: Ein Mensch dreht durch und tötet Kinder. Das allein ist schon Furchterregend und verstörend. Ich erinnere mich an den Amoklauf 2002 in Erfurt hier ganz bei uns in der Nähe. Das ist das eine Problemfeld. Menschen mit dem Asperger Syndrom haben eine besondere Sichtweise und stellen sehr oftmals viel naheliegendere Fragen, als wir allgemein denken, und damit helfen sie uns auch. Und so ist es Scout, die am Ende die Situation zu einer positiven Wende bringen kann. Damit hilft sie sich, dem Vater, sie gewinnt Freunde und Selbstvertrauen. Das ist das andere Problemfeld. Es bleibt für mich fraglich, ob man nun beides miteinander kombinieren muss, aber jedenfalls wird ein Amoklauf durch die Brille eines Aspergerkindes gesehen nochmal viel deutlicher und ungeheurlicher.
Das Buch ist mir sehr nahegegangen und ich kann es jedem Empfehlen zu lesen und über neue Zugänge zum Leben nachzudenken. Besondere Aufmerksamkeit sollte man dabei auch auf die Rolle der Schulpsychologin Mrs. Brooks werfen, die einiges an möglichen Verhaltensweisen beispielhaft vorlebt.

Stichwörter: Amok, Asperger Syndrom, Psychologie, Tod, Trauer, Trauerbewältigung

Kilian Leypold: Krähen gegen Ratten (Hanser 2014)

Die Geschichte zweier Dorfbanden ist anspruchsvoll erzählt. Sie konzentriert sich auf Mutproben und gegenseitige Prüfungen. Die sind nicht ohne, aber bleiben fair. Ungewöhnlich an der Geschichte ist, dass das Eichamt und etliche skurrile Erwachsene im Mittelpunkt des Interesses beider Banden stehen. Darüber findet auf eine versteckte Art eine Annäherung der Gruppen statt. Das Ende ist dann auch fast versöhnlich.

Die Sprache des Buches ist beschreibend und erzählend. Detailliert wird von Messungen und Normen gesprochen. Fast wirken einige Passagen philosophisch. Die Charaktere werden empfindsam nachgezeichnet und gut vorstellbar beschrieben. Das Buch liest sich nicht so zügig wie leichtes Lesefutter. Aber ich habe es gerne gelesen und war auf das Ende gespannt. Wegen der anspruchsvollen sprachlichen Gestaltung und dem Verzicht auf rasantes und lediglich handlungsorientiertes Erzählen würde ich es ab 14 empfehlen. (UP13)

Montag, 4. August 2014

Clare Furniss: Das Jahr, nachdem die Welt stehen blieb (Hanser 2014)

1) Text-Inhalt: Ein ausgesprochen trauriges Buch. Aber eines, das eine Botschaft weitergibt: Auch wenn das Leben mehr als gemein zu dir ist, hast du doch immer die Chance, es zu einem guten Leben zu machen. So geht es Pearl, als ihre Mutter stirbt. Und auch sonst alles schiefläuft.

Einschätzung: Ich habe das Buch in einem Zug gelesen, weil ich einfach nicht aufhören konnte. Das spricht auf jeden Fall für das Buch. Lektüre zum Wegfressen.  Die Problematik ist  zum Glück hoffentlich selten. Aber es muss auch nicht so dicke kommen, um einem 16jährigen Mädchen zu zeigen, wie viele Lichtjahre das eigene Empfinden von dem der Erwachsenen entfernt ist. Die genaue und sorgfältige Beschreibung der Gefühle schleicht sich sicherlich  vielen in die Seele. Auch wenn die Gesamtkonstruktion an manchen Stellen vielleicht etwas trivial erschien (z.B. der gut aussehende Nachbarsjunge usw.) Trotzdem lesenswert. (UP13)

2)Text-Inhalt: Eigentlich hat Pearl sich sehr lange auf ihre kleine Schwester gefreut. Sich ausgemalt wie es sein würde, ein perfektes kleines süßes Baby mit nach Hause zu nehmen. Geholfen das Zimmer einzurichten und Strampler gekauft. Doch das Baby ist alles andere als perfekt. Und es ist Schuld am Tod von Pearls Mutter. "Die Ratte", so nennt Pearl die kleine Rose jetzt noch. Sie verschließt sich gegen alle Menschen, die ihr helfen wollen und verbietet es sich selbst, glücklich zu sein. Bis etwas, das sie eigentlich von ihrer Familie entfernen sollte sie näher an ihre Familie bringt.

Einschätzung: Ein sehr berührendes Buch. Man würde das Mädchen am liebsten in den Arm nehmen und sie gleichzeitig schütteln, damit sie merkt, dass das Leben doch noch schön sein kann. Es ist sehr anrührend geschrieben und man kann sich sehr gut in die Geschichte hineinversetzen. Das einzige, was mir überhaupt nicht gefallen hat war, dass dem eigentlichen Buch eine Rezension vorgestellt war. Das hat mich wirklich sehr gestört. Von der Geschichte her ist dieses Buch allerdings absolut lesenswert, vielleicht eher für etwas ältere Jugendliche! (JB13)

 Stichwörter: Tod, Geschwister, Eifersucht, Trauer, Freundinnen, Vater