Montag, 14. Oktober 2019

Jaromir Konecny: Herz Slam (Ravensburger 2015)

Der Autor ist selbst ein bekannter Poetry Slammer. Er weiß also, wie man's macht. Demzufolge lässt sich in diesem Buch auch viel lernen über Schreiben und Präsentieren. Aber das eigentliche Thema ist das, worüber man schreibt, Gefühle, Schüchternheit, Mutlosigkeit, Ziellosigkeit, Ideen, die kleinen Dissonanzen des Alltags oder auch die vielen schnell zu übersehenden Schönheiten des Lebens. Eben all das, was Menschen antreibt, auf die Bühne zu treten und ihr Innerstes wortgewandt und kreativ preiszugeben. Vor allem gehört dazu Mut und eine große Portion Selbstüberwindung.  Denn das Publikum ist erbarmungslos.
Ein besonderer Reiz des Buches liegt in dem Aufeinandertreffen mindestens zweier Welten: Gymnasiasten treffen Hauptschüler, Deutsche treffen auf Menschen mit ausländischen Wurzeln. Die Vorurteile und sprachlichen Angewohnheiten halten sich hartnäckig. Dann aber beginnt eine ehrliche Auseinandersetzung im Verlaufe eines vom Bildungsministerium ausgerichteten Workshops – und am Ende handelt es sich um eine Gruppe von Individuen, deren Probleme absolut vergleichbar sind, Herkunft und Bildung egal. Von daher ist dies Buch ein Mut machendes Buch.
Was mich nicht überzeugt hat, ist des Stil des Erzählens. Ich glaube der Autor ist ein wunderbarer Kurztextschreiber (am Ende des Buches sind Erzählungen angehängt) – aber die Beschreibung des tatsächlich Ablaufenden ist mir zu hölzern, ich kann mir die Personen und Ereignisse vorstellen, weil ich solche Menschen und Situationen gut kenne, aber allein aus dem Buch bleibt mir vieles zu knapp, zu klischeehaft formuliert. Dennoch: lesenswert ab 12 Jahren. (UP13)