Montag, 14. Oktober 2019

Jessica Khoury: Die Einzige - in deinen Augen die Unsterblichkeit (Arena 2013)

Text-Inhalt: Pia ist Perfekt. Das hört sie schon seit Jahren. Sie kann ungewöhnlich schnell laufen, hat eine unverletzliche Haut und ein unglaubliches Gedächtnis. Das alles, weil sie das Ergebnis vieler wissenschaftlicher Versuche mit Menschen ist: Pia ist unsterblich. Abgeschottet vom Rest der Welt lebt sie mit einem Haufen Forscher in einem Camp im Regenwald. Sie lernt alles von Vererbung bis Algorythmen und Kombinatorik, was sie  zu einer guten Wissenschaftlerin machen soll. Und das ist ihr Ziel. Sie will eine perfekte Wissenschaftlerin werden um ins Immortis-Team aufgenommen zu werden. Dieses beschäftigt sich mit der Erschaffung von unsterblichen Menschen - so wie Pia eine ist. Eine Zukunftsdystopie für Leute, die Spaß an ähnlichen Geschichten haben. (NN)

Teresa Toten: Der ungewöhnliche Held aus Zimmer 13B (cbt 2014)

Text-Inhalt: Eine ungewöhnliche Truppe von Helden ist es, die sich jeden Montag in Zimmer 13 B (wohl gemerkt, es gibt keinen 13. Stock und kein Zimmer 13A) zur Gruppensitzung trifft. Da wäre Thor, der immer schweigt und höchstens mal bedrohliche Blicke um sich wirft, Wolverine, der immer viel erzählt, Snookie, die augenscheinlich viel Wert auf ihr Äußeres legt und natürlich Robyn. Als Adam Robyn sieht, weiß er, dass sie das Mädchen ist, mit dem er zusammen sein möchte. Für sie würde er alles tun und wegen ihr ist er umso entschlossener, seine Zwangsstörung zu besiegen. Denn die ist der Grund, weshalb all diese Jugendlichen mit den Heldennamen sich ein mal die Woche versammeln.Ein interessantes Buch, das es sich lohnt zu lesen. (NN)

Lauren Sams: Deins Meins oder keins? (INK Egmont 2016)

Ich denke nicht, dass diese Geschichte für Jugendliche unter 15 Jahren zu verstehen ist. Das Schlüsselwort ist „Leihmutterschaft“. Das ist eines der Tabuthemen bei uns im Lande. Nicht aber woanders. Was sollen Ehepartner machen, die kinderlos bleiben? Und eine Freundin haben, die das Kind einfach nur für sie austragen will, weil sie selber auf keinen Fall Kinder haben will? Denn die Karriere ist ihr wichtiger, ein Leben ohne Kinder ist ja auch in der Tat eine echte Alternative. Diese Fragen werden zunächst ernsthaft, nachvollziehbar und hart diskutiert.
Ich war dann aber doch ein wenig enttäuscht, als sich alles in einen ganz normalen Schicksals-und Liebesroman auflöste. Es gibt Eifersucht, Zwietracht, Unverständnis einander gegenüber. Zwar vertragen sich am Ende alle wieder, aber es bleibt doch so ein Gefühl von „Schade, hätte man mehrdraus machen können“ zurück. Auch die sprachlichen „Abenteuer“ bleiben im zweiten Teil des Buches durchaus im Rahmen des Erwartbaren. So denke ich,  eine weitere Sommer-Sonne-Strandgeschichte – schnell wegzulesen. Nett, aber ohne längere nachhaltige Wirkung. Wie gesagt ab 15 oder 16 (UP13)

Erna Sassen: Dies hier ist kein Tagebuch (Verlag Freies Geistesleben Urachhaus 2015)

Es ist eine Abrechnung mit einem harten Schicksal, die der 15jährige Bou vornimmt. Wie soll man dem Leben offen entgegentreten, wenn die eigene Mutter sich umgebracht hat und die Angst einen auffrisst? Man nichts mehr hinkriegt, der Vater einen nicht zu verstehen scheint und nur Forderungen hat und die Tante zwar nett, aber nur manchmal da ist und nur die kleine Schwester Trost bietet? Dann gibt es zwar auch noch Pauline, aber das mit ihr ist schief gegangen. Man versteht Bou. Man wünscht ihm, aus diesem Loch herauszufinden. Wie er es denn am Ende schafft, ist dennoch überraschend.
Nicht nur das, sondern auch die großartig gezeichneten anderen Personen im Buch, Vater, Tante, Schwester, Pauline – rührt das Herz an. Manches wird nicht wieder gut, manches bleibt immer schrecklich. Aber was man schaffen kann ist, weiter zu leben und wieder zu lachen und Gefühle zu empfinden. Ein Mutmachbuch. Finde ich. Lesbar ab 14. (UP 13)

Marian de Smet: French Summer (Gerstenberg 2016)

Alles hört sich zunächst an wie ein Road Movie – eine Neuauflage von Tschick oder ein moderner Taugenichts. Man fragt sich, was wird das werden, eine Liebesgeschichte, ein Ferienabenteuer, eine Drogengeschichte? Dann wird aber schnell klar, dass es sich bei den Protagonisten Tabby und Eppo um zwei junge Leute handelt, die jeweils vor etwas davon laufen. Lange ahnt man nicht, was das sein könnte - die gemeinsame Sorge um das Weiterkommen, das unmerklich immer mehr zur Furcht wird, steht im Vordergrund: Die Unterschiedlichkeit, die Erkenntnis, im Alltag aufeinander angewiesen zu sein. Bis dann am Ende eine Wendung eintritt.
Mir hat gefallen, wie sich die beiden immer wieder zusammenraufen mit all ihrer Verletzlichkeit, die von Anfang an zu spüren ist. Es wird nicht ohne Witz, aber schnörkellos erzählt. Und als man dann am Ende wirklich die ganz große Themen des Lebens behandelt weiß, ist man als Leser zufrieden, dies Buch gelesen zu haben. Das liegt zum Teil sicher auch an der Übersetzung aus dem Niederländischen. Zu empfehlen ab 14 (UP13)

Traber/Schulze: Kunst Geschichten (Hanser 2015)

Ein Buch über Kunst. Das Geniale ist: es lehrt einen sehen. Nicht nur die ansprechende Aufmachung freut den Leser und Betrachter. Auch die Unterschiedlichkeit der ausgewählten Werke macht es spannend sich mit dem Buch zu befassen. Ich habe es mittlerweile 3x gelesen. Durch die präsentierten Werke wird man in verschiedene Jahre zwischen 1780 und 1920 versetzt. Mit den Geschichten betritt man das Bild und das Jahr seiner Entstehung. Der Leser gerät in einen Dialog mit den Bildern.
Von Anfang an wirkt das Buch wie ein Gang durch ein Museum. Die Buchdeckelinnenseiten machen bereits neugierig auf die Bilder. Dadurch, dass zu jedem Bild auch stark vergrößerte Details geboten werden, ist das Betrachten der Bilder ein echter Gewinn, denn man kann die Art des Malens genau sehen und miteinander vergleichen.
Die absolute Stärke des Buches ist aber die Verbindung zwischen Bild und Geschichte. Die Texte sind aus einer sehr persönlichen, zu der jeweiligen Zeit passenden Perspektive geschrieben und führen einen mitten in die dargestellte Situation hinein. Man kann sich in die Lage der Menschen versetzen, bekommt etwas von ihrem Leben mit und dadurch werden die Bilder lebendig. Als ob man mit einer Taschenlampe kurz in eine dunkel Höhle leuchtet. Denn an vielen Bildern – seien wir ehrlich – würden wir kommentarlos in einem Museum vorbeigehen. So aber bekommen die Bilder eine unverwechselbare „Farbe“ - und bleiben in Erinnerung und stehen für weitere, eigene Spaziergänge in andere Bilder als Vergleich zur Verfügung.
Ich möchte den Buchmachern dieses Buches zu ihrer genialen Idee gratulieren! Und werde dieses Buch nicht nur weiterempfehlen, sondern auch verschenken. Ab 10. (UP13)

Matthew Quick: Goobye Bellmont (dtv 2015)

Nichts in Bellmont ist lieblich oder anziehend. Ein Vorort voller heruntergekommener Häuser, vertrockneter Parks und  zugemüllter Straßen, in denen die Menschen versuchen trotz Arbeitslosigkeit und Mafia ein einigermaßen normales Leben zu führen. Die meisten haben Glauben und Hoffnung verloren und kämpfen sich durch den Alltag. So geht es auch der Familie von Finley, seiner Freundin Erin und seinem Freund Ross. Bellmont ist ein Viertel, in dem vorwiegend Schwarze wohnen, Finley und Erin gehören zu der irischstämmigen Minderheit dieses Stadtteils. Es verwundert nicht, dass Sport, hier Basketball, die Größte Rolle im Leben der Jugendlichen und ihrer Familien spielt., Hier können sie ihre Hoffnungen ausleben, sich beweisen, mitfiebern, Emotionen entwickeln und Einsatz zeigen. Die Basketballsaison ist sogar so wichtig, dass sogar Freundschaften dafür auf Eis gelegt werden. Lange erfährt der Leser nicht, was zu diesem hohen Stellenwert der Basketballsaison geführt hat und warum das Wort des Coach ehernes Gesetz ist.
Das Buch liest sich leicht, die Sprache ist einfach und klar. Es gibt viele Dialoge, wenig Beschreibungen. Von Anfang an ist eine gewisse Grundspannung da, ich als Leser ahnte schon, dass es um tieferliegende Geheimnisse geht. Aber ich war durch sich ständig wiederholenden Alltagssituationen ein wenig ungehalten, es hat sich mir nicht erschlossen, warum alles so kleinschrittig erzählt werden musste. Und der Grundkonflikt wurde mir am Ende auch nicht wirklich klar, sondern erschien mir belanglos. Die Figur des Finley ist in sich logisch herausgearbeitet. Was aussieht wie ein sozialer Konflikt oder ein sportliches Jugendprogramm erweist sich am Ende als ein Mafiakonflikt. Darüber wurde im Verlauf der Geschichte soviel geredet, dass das Ende dann auch keine Überraschung mehr ist. Obwohl mafiotische Abhängigkeiten und Zeugenschutzprogramme sicher in vielen Stadtteilen der Welt einen große Rolle spielen, fand ich das Buch dennoch irgendwie absurd, besonders in dem, was einem ca. 16jährigen Jugendlichen an unbedingtem Gehorsam abverlangt wird. Aber vielleicht liegt gerade in dem Widerspruch, der beim Leser hervorgerufen wird, das Ziel dieses Buches. (Ab 12) (UP13)