Mit sehr viel Verspätung kommt hier nun das Interview, welches wir auf der Leipziger Buchmesse mit Fr. Abedi führen durften.
Weil es am
Donnerstag so schön war, fuhren 4 Leute aus der Lese-AG am Samstag gleich
nochmal auf die Buchmesse. Dort hatten wir das Glück, ein Interview mit Isabel
Abedi führen zu können (welches so ausgiebig war, dass es am Sonntag
fortgeführt wurde). Isabel Abedi ist eine der bekanntesten deutschen Kinder-und
Jugendbuchautorinnen (u.a. „Lola“, „Isola“,
„Whisper“).
Würde sie
sich mit 3 Worten beschreiben, lauteten diese: „neugierig“, „impulsiv“ und „herzlich“. Auf unsere Bitte
hin fragte
sie auch ihren Mann, mit welchen drei Worten er sie beschreiben würde. Er antwortete spontan mit: „Leuchtturm“, „Speedy
Gonzales“ und „Die schönste Frau der Welt“.
Ihre Lieblingsstadt ist Los Angeles, da sie dort eine wichtige Zeit verbracht
hat und wichtige Menschen beziehungsweise Freunde kennengelernt hat. Außerdem
gefällt ihr die dortige Natur und Kultur.
Zum Schreiben inspiriert sie im Grunde genommen alles,
insbesondere verschiedene Umstände bzw. Situationen aus ihrem Alltag. Auf das Aussehen von Lola kam sie durch ein blondes Mädchen
aus der Schule ihrer Tochter, das ebenfalls einen farbigen Vater hatte, der in
einem anderen Land geboren wurde. Sie beschreibt das Entwickeln einer
Geschichte als „flirten mit den Ideen“ und letztendlich „verliebt sein“.
Besonders spannend sei für sie aber, wie die Figuren anfangen, ein Eigenleben
zu entwickeln. So war es z.B. beim Englischlehrer Tyger im Buch „Lucian“ (dessen Charakter sie beim Schreiben immer mehr
faszinierte). Auf die Frage „Was passiert, wenn sie beim Schreiben nicht
weiterkommen?“, sagte sie sofort: „Dann geht’s mir richtig schlecht, ich bin
übelst gelaunt und terrorisiere meine Umwelt!“ Aber dennoch sei sie geduldiger
mit sich selbst geworden (im Vergleich zu früher, wo sie sich „wie ein Pitbull“
in die Ideen verbiss). Das Schwierige ist ihrer Meinung nach, auf die innere
Stimme zu hören und die „Zweifelmonster“ still zu halten (diese setzt sie in ihrer
Vorstellung dann„mit Chips in einen Kinosessel“, um sie abzulenken). Für Frau
Abedi sind die Figuren wichtiger als die Geschichte. Eine Figur muss lebendig sein und trotz
ihrer Fehler „gemocht werden“. Demnach fällt es ihr auch schwer, sich
von einer Figur zu trennen. Einmal sollte sie auf
Wunsch ihrer Lektorin eine Figur aus dem fertigen Manuskript streichen. Diese habe sie dann zuhause beerdigt.
Als wir sie nach ihrem Markenzeichen fragten, sagte sie
uns, dass sie kein bestimmtes Markenzeichen habe. In ihren Geschichten sind
allerdings immer die Väter abwesend und die Hauptcharaktere seien meistens
Einzelkinder. Das kommt vermutlich daher, dass auch sie ohne Vater und ohne ihre Halbgeschwister aufwuchs. Davon ist auch ihr erster Roman „Imago“ inspiriert.
Abgesehen davon habe sie
eine „Zwillingsobsession“. Als Kind habe sie
sich immer einen Zwilling gewünscht, und so kommt es, dass dies auch ein wenig
auf ihre Bücher abgefärbt hat. Bei „Lucian“ zum
Beispiel hat Rebecca diesen Begleiter, ihre bessere Hälfte, ihr Schutzengel,
der auf einmal zum Mensch wird.
Da ihr Mann, Eduardo Macedo, brasilianischer
Musiker ist, fragten wir sie, ob die Musik, die sie hört, auch ihre
Bücher beeinflusst. „Ja“, sagte sie, „es gibt sowas wie einen Soundtrack zu
einem Buch“.
Als wir sie fragten, ob Verfilmungen geplant sind,
erzählte sie, dass „Lucian“ eine spannende Option wäre. Es sei aber kein
einfaches Thema, weil sich dieser Roman ihrer Meinung
nach nur mit einem hohen Budget verfilmen ließe, was unter anderem am
Schauplatz Los Angeles liegt. Deswegen gäbe es bei „Whisper“ die realistischsten Chancen. Dieses könnte nämlich in Deutschland gedreht werden.
Interessant ist es doch immer, zu wissen, wie viele
Bücher ein Autor besitzt. Und ja, es sind schon ganz schön viele! Frau Abedi
redete von vielen, vielen Quadratmetern, also in etwa tausend Büchern. Deswegen
sind ihr Bücher aus Papier auch lieber als ein E-Book. Als sie nach Amerika
reiste, hat sie keine Kosten gescheut und sich für zweihundert Euro einen
Karton mit Büchern per UPS hinterherschicken lassen.
Grundsätzlich versucht Frau Abedi, mit ihren Büchern
keine Message an die Jugend zu schicken, erklärte sie uns, als wir darauf zu
sprechen kamen. „Ich schreibe nicht für – ich schreibe von.“ „Man muss den Figuren treu bleiben“, sagte sie. Aber trotzdem freut sie sich, wenn ihre
Leser etwas finden, was sie in der Geschichte vielleicht noch nicht entdeckt
hat.
Zum Thema Fans fragten wir sie
auch nach ihrem außergewöhnlichsten Fan. Sie erzählte uns von einem Mädchen, das seit vielen Jahren ihr treuester
Fan ist und die sich immer bemüht die erste Rezension zu schreiben (sie schreibt ein Fanbuch). Frau Abedi meinte lächelnd,
dass sie eine richtige Beziehung aufgebaut hat. Unheimlich findet sie dagegen manche „Autogrammjäger“, die
vom Alter her ganz eindeutig nicht zu den Lesern gehören und mit stapelweise
ausgedruckten Fotos von ihr zur Autogrammstunde kommen.
Wird es bald neue Bücher von Frau Abedi geben? Es sind
schon einige in Planung: ein Buch der Lola- Reihe wird im Herbst 2014 erscheinen und auch für die Jugendlichen wird
es neuen Lesestoff geben: Sie schreibt schon an zwei Romanen! Der eine ist
schon zu einem Viertel und der andere sogar zur Hälfte fertig.
Zum Schluss wünschten wir uns eine Botschaft an die Jugendlichen, die ihre Bücher lesen, die ihrer Meinung nach wichtig sei. Sie danke allen
Lesern für ihre Geduld und Treue. Sie wisse, dass sie langsamer geworden ist.
Sie entziehe sich dem Druck und die Leser verstehen das. Immer wieder kommen viele Leser zu Messen oder Lesungen, um
sie zu sehen, was sie wahnsinnig freue. Zum Schluss fügte sie hinzu:
„Hört auf eure innere Stimme und bleibt ihr treu! Lasst euch nichts einreden!“ „Die
Welt lässt sich oft von Angst leiten – und dem
muss man sich widersetzen“, argumentierte sie.
Sie grüßte zum Abschied unsere Lese AG. „Es war eins der
schönsten Interviews, das ich je gegeben habe“,
fügte sie hinzu. Darüber freuen wir uns sehr, Frau Abedi!
Interviewt von JB12, CB9 und KB6. Wir bedanken uns bei den Korrekturlesern!