Donnerstag, 23. April 2015

Hanna Jansen: Über tausend Hügel wandere ich mit dir (Peter Hammer Verlag 2015)

Text-Inhalt: Ruanda im Jahr 1994: Die achtjährige Jeanne lebt ein weitgehend unbeschwertes Leben. Ihre Familie ist gebildet (die Mutter Lehrerin, der Vater Professor), sie haben ein paar Angestellte und ein behütetes Zuhause. Doch dann fragt die Lehrerin im Unterricht, welcher Gruppe der Bevölkerung sie angehören. Und Jeanne und ihre kleine Schwester sind Tutsi.
Was niemand für möglich gehalten hätte passiert: Jeanne und ihre Familie müssen ihr Zuhause verlassen und vor denen fliehen, die sie ermorden wollen, nur weil sie einer bestimmten Bevölkerungsgruppe angehören. Sie gelangen in eine Gemeinde, wo sie scheinbar Zuflucht finden, bis auch dorthin die Hutu mit ihren Gewehren und Macheten kommen und ein grausiges Blutbad anrichten. Jeanne kann als eine der wenigen fliehen und nimmt den Leser mit auf einen Weg mit aussichtslosem Ende. Ein Weg, auf dem Nachbarn zu Mördern werden und die Verfolgten nicht mehr wissen, wem sie trauen oder wo sie Zuflucht finden können. Doch Jeanne überlebt und erzählt, zusammen mit ihrer deutschen Adoptivmutter, in diesem Buch ihre Geschichte.


Einschätzung: Ein sehr gut geschriebenes und informatives Buch. Ich finde es sehr gut, dass die Geschichte aus Kindersicht erzählt wurde, denn dadurch wird klar, dass eben auch Kinder verfolgt und getötet wurden und dass diese Kinder die wirklich Leidtragenden in diesem grausamen Völkermord waren. Die Geschichte von Jeanne in Ruanda wird immer wieder unterbrochen von Erinnerungen der Autorin über Jeannes Zeit in Deutschland und bei ihrer Familie. Die Autorin spricht Jeanne dabei direkt an und es scheint, als sei der Leser bei dem Gespräch dabei. Auch das macht die Geschichte fassbarer und vor allem persönlicher, man merkt, dass die Autorin wirklich zu einer Mutter für Jeanne geworden ist. Gut fand ich auch, dass (am Ende und außerhalb der Geschichte) beschrieben wurde, wie es war, als Jeanne und ihre „Geschwister“ aus Ruanda nach Deutschland kamen und wie sie sich verhalten haben. Dadurch merkt man als Leser wirklich noch einmal, dass dies alles so passiert ist und eben keine erfundene Geschichte ist
Was mir leider gefehlt hat waren einige historische Hintergründe (wie zum Beispiel, dass internationale Militärs sich fast komplett aus dem Konflikt herausgehalten haben. Dies klingt im Buch meiner Meinung nach zu wenig an, auch wenn es hinten eine Zeitleiste mit den wichtigsten Ereignissen gibt).
Ansonsten ist das Buch aber sehr gelungen! Wer den Film „Hotel Ruanda“ gesehen hat, wird hier noch einmal eine komplett andere Facette entdecken. Das Buch ist sehr berührend und ich würde es auf jeden Fall an Erwachsene und Jugendliche ab ca. 14 Jahren weiterempfehlen. (JB13)