Samstag, 31. August 2013

Miguelanxo Prado: Ardalén (Egmont 2013)

Ardalén ist ein warmer Wind in Spanien, der zeitweilig vom Meer her weht und bei den Menschen die eigenartigsten Erinnerungen auslöst. Erinnerungen, die unvollständig und weit zurückliegend sind. Eine besondere Stimmung entsteht, die durch das Nebeneinander von Gegenwart und Vergangenheit charakterisiert wird.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht Fidel, ein älterer Mann, der viele Schiffbrüche überstanden hat. Er lebt ganz in der vergangene Welt und wird deshalb von der Dorfgemeinschaft als merkwürdig angesehen und ausgegrenzt. Man macht sich in der Dorfkneipe über ihn lustig, vor allem sein Widersacher Tomas, der ihn aus irgendeinem Grunde richtig hasst. Das  ganze dörfliche Gefüge  kommt in Bewegung, als Sabela, eine junge hübschen Frau auftaucht, die ihren Großvater sucht ….

Mir hat an dem Buch vor allem die Gestaltung gefallen. Die Graphic Novel ist liebevoll und detailliert gezeichnet, die verschiedenen Zeitebenen kann man allein durch die Bilder gut wahrnehmen.  Eine ansprechende Idee sind auch die eingeschobenen kurzen Sachtexte zu verschiedenen Aspekten, die in der Geschichte vorkommen, wie Delfine oder eben der Ardalén. Dadurch versteht man die Geschichte besser.

Das Thema interessiert aber sicher eher ältere Menschen, ich weiß nicht, ob Jugendliche hier folgen können. Der Leser muss viele Leerstellen in der Geschichte des alten Mannes, die weder durch Wort noch durch Bild dargestellt werden, notwendigerweise durch eigene Denkarbeit hinzufügen. Vielleicht ist genau das beabsichtigt, dann wäre es ein interessanter Versuch für erwachsene und erfahrene Leser. (UP13)

Stichwöretr: Spanien, Schiffbruch, Demenz, Großeltern