Mittwoch, 13. August 2014

Jennifer Gooch Hummer: Der Sommer, als Chad ging und Daisy kam (Carlsen 2014)

Das Thema Aids ist in den Jugendbüchern lange nicht aufgetaucht. Insofern ist es schon mal von Interesse, ein Buch zu diesem Thema zu lesen. Um es vorwegzunehmen, das Buch liest sich gut, es ist  spannend, hält die nötige Distanz zum Thema und ist doch auch sehr direkt.
Die Hauptheldin heißt Apron. Warum auch immer scheint sie in den 80ern in einer kleinen Stadt in Amerika zu leben, zumindest scheint es so. Es gibt offenbar noch keine Handys für alle und das Thema Aids ist zwar bekannt, wird aber gemieden im öffentlichen Bewusstsein. Die Leute sind kaum aufgeklärt über die Krankheit und selbstverständlich ist auch das damit zusammenhängende Thema Homosexualität ein Brennpunkt-Thema. Mir ist nicht deutlich geworden, warum das Geschehen zeitlich zurückverlegt wurde. Vielleicht, um es brisanter erscheinen zu lassen?
Der Anfang des Buches ist gelungen, der Leser will gleich weiterlesen und erfahren, was es mit diesem „Jesus“, der hier vorgestellt wird, nun auf sich hat. Eine super Idee, finde ich. Die eigentliche Geschichte erzählt dann die Entwicklung einer Freundschaft zwischen der 13jährigen Apron und einem Männerpaar, das einen Blumenladen betreibt. Der eine davon hat eben Aids. Die Geschichte wird feinsinnig mitreißend und gleichzeitig sachlich erzählt. So weit- so gut.
Die Entscheidung, andere Handlungsstränge parallel laufen zu lassen, scheint mir das Ganze dann aber etwas zu überfrachten. Dass die Mutter von Apron ein halbes Jahr zuvor an Krebs gestorben ist, mag noch hilfreich sein. Dadurch hat Apron keine Angst vor Krankheit und Tod. Das Schlimmste ist für sie bereits passiert. Warum sie aber sozusagen selbst  zum Mobbing-Opfer in ihrer Klasse werden muss, warum der Vater sie quasi nicht mehr beachtet, warum er eine brasilianische Krankenschwester heiraten muss, die sonst nicht in Amerika bleiben kann und die auch noch von ihm ein Kind erwartet, das sie nicht haben will und bereits im Mutterleib grün und blau schlägt und warum sie überhaupt abgrundtief hässlich zu Apron ist – das habe ich nicht einsehen können. Am Ende  kann noch alles wieder zurechtgebogen werden – aber das wirkt alles sehr konstruiert.
Trotzdem kann ich dies Buch aber unbedingt empfehlen. Ich denke ab 13 Jahre für Jungs und Mädchen. (UP13)