Dienstag, 17. September 2013

Alexandra Kui: Falsche Nähe ( cbt 2013)

1) Text-Inhalt: Noa ist 17 und wohnt alleine mit ihrer Schwester, Audrey, in einer schicken Wohnung in Hamburg. Früher ging es den beiden nicht so gut, da gab es dann schon mal nur Brot mit Senf zum Essen. Aber jetzt ist Audrey eine berühmte Kriminalautorin- so berühmt, dass sich manche schon gar nicht mehr für Noa sondern nur noch für ihre große Schwester interessieren. Die Eltern der beiden sind tot, gestorben bei einem Hausbrand als Noa noch ganz klein war. Noa findet ihre jetzige Situation ganz ok, bis ihre Schwester einen neuen Freund anschleppt: Arne ist viel älter und unerträglich, findet Noa. Doch als Audreys Idee für einen neuen Kriminalroman von ihrem Verlag abgelehnt wird und Noa aus Versehen ein Stück davon liest, merkt sie, dass etwas nicht stimmt: In den nicht veröffentlichten Kapiteln geschehen grausame Morde. Und kurze Zeit später geschehen diese auch in Echt.

Einschätzung: Dieser Roman ist spannend, packend, fesselnd und auch ein bisschen romantisch. Er ist wirklich sehr gut geschrieben und man erfährt bis zum Ende nicht, wer es denn sein könnte. Das ist eines der wenigen Bücher, wo es mich wirklich total überrascht hat und ich von selbst nicht darauf gekommen wäre. Die Handlung ist schön Abwechslungsreich und nicht übertrieben ausgeschmückt. Es hat mir gut gefallen, Daumen hoch für dieses Buch. Zu empfehlen für Mädchen (und Jungen) ab 14 Jahren. (JB12)

2) Die grundlegende Idee des Buches ist interessant, aber nicht neu: Das, was in einem Buch beschrieben wird, passiert danach auch in der Realität. Es geht um ein Familiendrama,Verfolgung und Mord,Besessene und Menschen uaf der Suche nach ihrer eigenen Identität. Der Ausgang ist bis zu den letzten Seiten unbekannt. Zwei Schwestern, auf sich allein gestellt, müssen sich in der Welt behaupten. Keine Verwandten, wenig Freunde. Soweit zu den Eckdaten der Geschichte.

Dennoch baute sich für mich nicht recht Spannung auf: es mag daran gelegen haben, dass mir die Welt, in der die zwei Schwestern leben, unrealitisch und auch bei einiger Überlegung widersprüchlich erscheint (die mondäne reiche Welt Hamburgs – viel Geld-Adel – und das soll die ältere der beiden allein durch Schriftstellerei in jungen Jahren erarbeitet haben?) Dann ist die Entwicklung der Personen nicht linear erzählt. Immer haben die beiden plötzlich eine Eingebung – besprechen diese mit niemandem und dennoch wissen sie sofort, was zu tun ist, was wahr und was gespielt. Am Ende kommen die Ratschläge von zwei 17-jährigen Jugendlichen, die dann praktisch statt der Polizei die Fälle aufklären.   Natürlich fehlt auch die Entführungsgeschichte der Hauptheldin nicht,  daraus kann sie sich aber quasi selbst befreien. Am meisten hat mich gestört, dass die Ortsbschreibungen, und damit auch der Ablauf der Ereignisse, so knapp neben der Wirklichkeit liegen: Vieles passiert in Norddeutschlnad auf der Insel Sande, in der Nähe des Ortes Leer. Es geht u.a. um Loog- und Billdorf und ein majestätisches, elegantes und teures Kurhaus spielt eine Rolle. Nun gut – ich kenne die Insel Juist in- und auswendig. Aber was hätte es der Geschichte geschadet, wenn sie gleich da gespielt hätte? In Hamburg wird doch auch alles genau beschrieben. Diese knappe Abweichung von den tatsächlichen Gegebenheiten empfinde ich als ein Nicht-Ernstnehmen des Lesers.

Die Geschichte besteht aus zwei Textsorten. Die eine sind Briefe an den Leser,die andere ist die tatsächlich ablaufende Geschichte, die recht anspruchslos im Präsens erzählt wird. In den Briefen an den Leser werden auch im Nachhinein nicht nachzuvollziehende Bemerkungen aneinandergereiht – die nicht wirklich einen Spannungsbogen aufbauen. Und die tatsächlich ablaufenden Ereignisse stapeln sich und führen eben auch nicht recht zum Kern der Ereignisse. Nein, dieses Buch hat mich eher gelangweilt. Ich würde es nicht weiter empfehlen. (UP13)

Stichwörter: Hamburg, Juist, Mallorca, Schriftstellerei, Schwestern, Trauma, Thriller.