Montag, 7. Oktober 2013

Anna Kuschnarowa: Djihad Paradise ( Beltz & Gelberg 2013)

 1) "Djihad Paradise" -  Ein zugleich mitreißender aber auch erschütternder Roman über den religiösen Wahn, der nicht nur Liebe, sondern auch Leben zerstört.

Die Autorin wagt sich in ihrem Roman an ein Thema heran, welches man nur selten in der Jugendliteratur findet. Kuschnarowa zeigt, wie schnell man Jugendliche mit einer extremen Ideologie einfangen kann, wenn sie keinen festen Rückhalt von der Familie haben.

Alles beginnt mit einer Freundschaft und einer Liebesgeschichte zwischen Julian und Romea, die in Berlin leben und aus völlig unterschiedlichen Familienverhältnissen kommen. Während Julians Vater ohne Job nach der Trennung von der Mutter völlig im Selbstmitleid und Alkohol versumpft, versucht Julian mit illegalen Drogengeschäften und Einbrüchen ein bisschen Geld zu verdienen. Romea entstammt einer wohlhabenden Familie, in der Geld keine Rolle spielt, aber von einer harmonischen und liebevollen Beziehung zu ihren Eltern kann auch hier keine Rede sein.
Nach einem wiederholten Schulverweis findet sich Julian in Romeas Klasse wieder. Zunächst schenken sich die beiden keine Beachtung, doch nach und nach springt der Funken zwischen beiden über und es entwickelt sich eine Liebegeschichte. Die Sehnsucht nach einem neuen Leben endet in der gemeinsamen Flucht nach Spanien, die jedoch nach wenigen Stunden von der Polizei beendet wird. Julian landet aufgrund seines Drogenbesitzes im Gefängnis, Romea wartet sehnsüchtig in ihrem alten Leben auf die Entlassung von Julian. Im Gefängnis lernt Julian seinen Zellenkameraden Murat kennen, freundet sich nach anfänglicher Feindschaft mit ihm an. Und so öffnet sich ihm die Tür zum Islam. Beten bestimmt von nun an seinen Alltag, er taucht in eine Art Trance ab und fühlt sich leicht und aufgehoben. Es scheint sich für ihn durch das Gebet eine neue Tür in ein anderes, besseres Leben zu öffnen und er taucht immer tiefer in diese Religion ein. Nach dem Gefängnis versucht Julian auch Romea die Faszination und Wichtigkeit dieses muslimischen Glaubens zu vermitteln bis schließlich alle 3 Zuflucht in der „Salafiyya-Bruderschaft“ finden. Eine Gemeinschaft, in der sie Geborgenheit bekommen, aber auch ein eingeschränktes und unselbständiges Leben erfahren. Alle drei rutschen unbemerkt immer tiefer in die Gesetze der Bruderschaft hinein.

Einschätzung: Anna Kuschnarowa  lässt die beiden Protagonisten Julian alias Abdel und Romea alias Shania abwechselnd aus ihrem Leben erzählen. Beide Charaktere wirken authentisch und erlauben es dem jugendlichen Leser sich in die jeweiligen Gedanken und Empfindungen hineinzuversetzen. Aufgrund der unterschiedlichen Perspektiven erhält man zwei völlig unterschiedliche Blickrichtungen auf die Religion. Sowohl Gebetsrituale als auch Traditionen des Islam werden lebensnah vermittelt, die Gefahr und verführerischen Fänge der Salafisten werden verdeutlicht.
Ein aktuelles Thema mitreißend und aufrüttelnd inszeniert! (CH13)


2) Mir hat das Buch sehr gut gefallen, weil es zeigt, wie schnell man in die Fänge solcher extremistischen Gruppen wie den Salafisten rutschen kann. Ich konnte mir nie wirklich vorstellen, wie jemand zu so einer Gruppe gehen beziehungsweise sogar Selbstmordattentäter werden kann. Dieses Buch verdeutlicht, dass es uns eigentlich allen passieren kann, vor allem aber denen, die keinen familiären Schutz haben oder  in einer schwierigen Situation stecken. Ich finde es furchtbar, dass es Menschen gibt, die Jugendliche so ausnutzen und dass das alles leider nicht nur Fiktion ist sehen wir auch in den Medien. Junge Männer, die hier in Deutschland rekrutiert werden um dann "Glaubenskrieger" zu werden, sind leider Realität.
Ich würde das Buch auf jeden Fall weiterempfehlen, nicht nur für Erwachsene, sondern für allem auch als Jugendliche, da es vorallem für diese eine sehr gute Warnung sein kann. Es ist wirklich ein sehr gutes Buch, ich würde es allerdings erst ab der 7. oder 8. Klasse empfehlen, weil manche Ansichten wirklich sehr brutal und radikal sind und weil ich denke, dass man wirklich erst ein gewisses Alter haben muss um dieses Buch zu verstehen (JB12).