Sonntag, 4. November 2012

Antje Babendererde: Julischatten (Arena 2012)

1) Text-Inhalt: In diesem dicken Buch begegnet einem rein örtlich gesehen schonmal eine ungewöhnliche Zusammenstellung: Dörflichkeit im tieftsten Thüringen und die Hoffnungslosigkeit abgelegener Indianerreservate. Auf den zweiten Blick gibt es aber dann doch etliche Parallelen und ähnliche Problemfelder, wenn die Geschichte aus der Perspektive der Jugendlichen hüben und drüben entwickelt wird. Die 16jährige Sim(ona) aus Thüringen und die beiden Lakotajungs Lukas und Jimi kämpfen gegen vergleichbare „Feinde“ und für eine vergleichbare Zukunft - mögen die Gründe,die sie zusammengeführt haben auch noch so gegensätzlich sein: Überdruß an allem, auch an Familie, auf Sims Seite – Mangel an allem, vor allem an Familie auf der Seite der Lakotajungen. Alle drei versuchen sich einen Weg zu bahnen durch das Dickicht der sie umgebenden Anforderungen – wo es doch so einfach ist, dem allen zu entfliehen. Alkohol, Drogen und sexuelle Erfüllungen bleiben immer auf Tuchfühlung und bieten eine beständige Versuchung, sich aus der Realtität zu entfernen.

Es wird erschreckend greifbar,wie schnell sich dieser Weg verselbstständigt. Dabei spielt allerdings Lukas meist die Rolle dessen, der in seinem Handel und Denken eine Alternative bietet, denn durch die Tatsache, dass er blind ist, nimmt er die Wirklichkeit anders, langsamer und deutlicher wahr. Seine Empfindungen bieten immer einen anderen Blick auf die Ereignisse als den der anderen beiden.

Was ist die Geschichte? Es geht um die unverbrüchliche Freundschaft der beiden Jungen, die auf eine harte Probe gestellt wird. Es geht um die Schwierigkeit, die eigenen Gefühle zu erkennen. Es geht um eine Dreiecksgeschichte, auch um Liebe. Es geht um Vorurteile, Träume, Ängste, Idealismus, Scheitern und Weitermachen. Es geht um Enttäuschung, um Tod und Trauer. Es geht um viele spannende und gefährliche Erlebnisse. Und man erfährt viel über das Leben, den Glauben und die wechselvolle Geschichte der Lakota.

Gibt es auch etwas, das an demBuch stört? Vielleicht, dass das Thüringer Leben, das Sim führt, zu oberflächlich und wenig nachvollziehbar bleibt – nicht aber die Aussichtslosoigeit der Jugendlichen, die dann schließlich Sim in die Ferne führt – um sich dann dort noch intensiver mit Zukunft und Lebenssinn auseinandersetzen zu müssen. Vielleicht auch, dass der blinde Lukas viel erwachsener wirkt als die Erwachsenen  - aber in der Suche danach, wie es geht, sein Leben in die Hand zu nehmen, ist das biedes eigentlich unerheblich.

Hier noch zwei Textstellen, die mir sehr gut gefallen haben: 

S. 371: Nur Unvollkommenes besitzt wirkliche Schönheit. Die Indianer weben in alles ein minderwertiges Teil ein, eine Feder, eine Perle, einen Faden, denn das ist das Symbol der Unvollkommenheit.

S. 427: Ein Junge war von seinem Vater in den Wald gebracht worden, um ein Mann zu werden. Der Vater verband seinem Sohn die Augen, setzte ihn auf einen Baumstumpf und ließ ihn allein. Die verschiedensten Geräusche des Waldes ängstigten den Jungen, wilde Bestien mussten um ihn herumschleichen, so hörte sich das jedenfalls an. Und der Junge war sich auch nicht sicher, ob da nicht vielleicht Menschen waren, die ihm Böses wollten. Aber er ließ die Augenbinde, wo sie war. Tapfer harrte er auf seinem Baumstumpf aus, denn es war der einzige Weg, zum Mann zu werden. Als die Morgensonne das Gesicht des Jungen wärmte, nahm er die Augenbinde ab und sah seinen Vater lächelnd auf einem Baumstumpf sitzend, nur wenige Meter von ihm entfernt. Er war die ganze Zeit dort gewesen und hatte aufgepasst,dass seinem Sohn nichts passiert.


Ein schönes Buch, gut zu lesen, sehr empfehlenswert. Und man möchte am Ende  wissen, ob es den „Helden“ gelingt, ihre Pläne zu verwirklichen. (UP13)
    
2) In dem Buch "Julischatten" geht es um Simona (Sim), die von ihren Eltern in die USA ins Pine-Ridge-Indianerreservat zu ihrer Tante geschickt wird,weil sie Zuhause ziemlich viel Mist gebaut hat. Dort angekommen wird sie gleich von zwei Indianern, Jimi und Lukas, abgeholt. Die zwei sind unzertrennlich. Doch was Sim nicht weiß ist, das Jimi dem blinden Lukas all die Jahre hinweg angelogen hat, denn Jimi bekommt Geld dafür,dass er Drogen verkauft, und das ist auch dort verboten. Aber bald schon bekommt die Polizei das mit und Jimi steckt in der Klemme. Als dann auch seine Freundschaft mit Lukas den Bach runtergeht wird Jimi richtig wütend und macht etwas,das Lukas ihm nie verzeihen wird.

Einschätzung: Das Buch war sehr spannend und auch tarurig. Ich fand es schade,dass Lukas und Jimi sich am Ende nicht mehr verstanden haben und Jimi ziemlich fies wurde. Aber schon fand ich es, wie Sim sich im Reservat so verändert hat und sich auch immer besser an die Natur angepasst hat. (LE5)

3)Text-Inhalt: Sim(ona) hat ihren 16. Geburtstag aufgrund eines Blutwertes von 2.1 Promille im Krankenhaus verbracht. Da sie sich in letzter Zeit auch sonst nicht wirklich gut betragen hat, wird sie kurzerhand von ihren Eltern in die Wüste geschickt: Zu ihrer Tante Jo ins Indianerreservat Pine-Ridge. Dort angekommen, merkt sie gleich, dass sie mit ihren exzentrischen Klamotten und ihrer Art nocht dazupasst, vorallem ist sie sauer, dass sie bei ihrer Tante auch noch so viel arbeiten muss. Aber sie lernt die Freunde Jimi und Lukas kennen. Sie sind unzertrennlich, zum Teil auch, weil Lukas blind ist, und machen viel mit ihr.Aber sie merkt, dass das Leben im Reservat auch nicht mehr so ist, wie in den Indianerbüchern: Eine hohe Arbeitslosenrate, Armut und Drogen sind nur einige Probleme der dort lebenden Bevölkerung.
Sim verliebt sich in Jimi mit seiner großspurigen Art, gleichzeitig möchte sie Lukas als Freund nicht verlieren. Was beide jedoch nicht wissen: Jimi handelt selbst mit Drogen, er ist einfach so hineingeraten und plant jetzt den großen Coup, um endlich aussteigen zu können. Auf einer Party ändert sich dann alles und das Unheil nimmt seinen Lauf.

Einschätzung: Das Buch war ok, ich fand es aber nicht besonders mitreißend und spannend, weil mir ein bisschen der Spannungsbogen gefehlt hat. Am Anfang ist Sim ziemlich unsympathisch, nicht nur, weil sie so destruktiv gegenüber sich selbst ist, sondern auch, weil sie überhaupt nicht versuchen will, sich anzupassen. Im Laufe des Buches merkt man dann zwar, woher das kommt, und hat Mitleid mit ihr. Aber ich hätte es auch schöner gefunden, wenn sie ein bisschen früher über ihren eigenen Schatten gesprungen wäre. Was mir auch nicht so gefallen hat, ist, dass die Geschichte irgendwie vorraussehbar war. Nach dem 2. Kapitel hatte ich eine Vorausahnung, was passieren könnte, und dann ist das auch passiert. Allerdings hat es mir gut gefallen, wie das Leben der Jugendlichen im Res beschrieben wurde, weil ich glaube, dass es der Realität entspricht,und somit der Roman etwas mit den Klischees aufräumt, die manche vom "Indianerleben"haben. Auch fand ich den Perspektivenwechsel gut, denn man konnte so noch einiges über die Jugendlichen und vorallem die Hinter-und Beweggründe der einzelnen Personen erfahren. Insgesamt fand ich das Buch in Ordnung, ich würde es aber, glaube ich, nicht nochmal lesen, weil sich die Geschichte irgendwie schnell erschöpft hat. (JB11)

3) Simona ist genau das Gegenteil, von dem, was man sich unter einem Dorfmädchen vorstellt: Rot gefärbte, kurzgeschnittene Haare und selbst "entworfene" Kleidung alles wild durcheinander gewürfelt. Und dann kommt noch eine Alkoholvergiftung mit Krankenhausaufentalt dazu. Das reicht aus um sie in die Verbannung zu schicken: 6 Wochen zu ihrer Tante ins Indianerresservat nach Amerika. Dort lernt sie einen Draufgänger und einen Träumer kennen. Natürlich verliebt sie sich erst in den Draufgänger, Jimi. Doch mit dem Träumer verbindet sie etwas anderes. Dann lernt sie, dass  es zu Hause doch nicht so schlecht war. Wenigstens stehen da Mord und Vergewaltigung nicht an der Tagesordnung...

Einschätzung: Sehr schön geschrieben, vor allem gibt es das wirklich und die Autorin hat dafür recherchiert. Außerdem erfährt man erst nach und nach etwas Neues über die handelnden Personen. Ich finde es deshalb auch so gut, weil man das Gefühl hat, mittendrin zu sein. Das Buch ist Top! Der Einband ist Top! Die Geschichte ist Top! Nur zu empfehlen!!!!! (CJN7)